Emotionales Notfallprogramm
Wir leben gerade in sehr transformativen Zeiten. Global, aber zugleich auch jeder in seinem eigenen Leben. Ängste können hochkommen, unsere Kräfte können strapaziert werden und uns an die essenziellen Themen führen, die wichtig sind zu transformieren, um sie loszulassen und zu heilen.
Belastende Emotionen tauchen vor allem dann auf, wenn im Außen Gefahr droht, oder eine Situation, die unsere Existenz bedrohen könnte. Was das konkret sein kann, hängt von jedem Selbst ab. Denn jeder stuft bestimmte Situationen durch seine eigene Wahrnehmung, seine eigenen Muster und Sichtweisen ein.
Erklären wir eine Situation für uns als eine Notfallsituation, wechseln wir oft ganz automatisch in den «fight, flight or freeze Mode».
Was heißt das?
Das bedeutet übersetzt ins deutsche: Kampf oder Fluchtmodus oder auch das Erstarren bei großer Gefahr, die das persönliche Überleben bedrohen kann. Dieser Zustand ist wie eine Art Kurzzeit-Notfallprogramm, welches dazu da ist, um uns bei Gefahr aus der Gefahrenzone an einen sicheren Ort zu bringen. An einen Ort, wo das Überleben zunächst gesichert ist.
Als simples Beispiel, um es sich besser vorzustellen:
Du bist in der Wüste und begegnest einem Löwen, der auf der Jagd ist. Er sieht dich und wählt dich als Ziel aus. Was machst du? Ist noch genug Distanz da, um wegzurennen, oder dich auf einen Baum zu retten? Oder erstarrst du vor Schreck? Oder gehst du in den Kampfmodus, weil alles andere zu spät ist? In dieser Situation entscheidet dein System blitzschnell, welche der drei Möglichkeiten (fight, flight or freeze Mode) dir die größte Wahrscheinlichkeit des «Überlebens» bietet. Also eine natürliche Schutzreaktion. Deshalb kann der Mensch bei einer Bedrohung von außen in einen der drei Modi wechseln.
Fight Modus:
Ist die Situation so nah, dass du nicht mehr flüchten kannst, setzt der fight Mode ein, der Kampfmodus. In diesem Modus stellt dir der Körper sämtliche Ressourcen zur Verfügung, die du in dem Moment benötigst. (Wie ein erhöhtes Konzentrationsvermögen, Kraft, Geschicklichkeit oder was eben gerade notwendig ist). Wenn wir das auf die heutige Zeit beziehen, gibt es den Löwen, und die Wüste in den allermeisten Fällen so nicht. Aber, die Mechanismen sind bei anderen Situationen, welche die Existenz bedrohen, ähnlich. Angst davor zu haben, verlassen zu werden. Die Angst davor, nicht geliebt zu sein. Die Angst vor dem Versagen. Existenzängste und vieles mehr. Auch da kann in den Kampf-Modus gewechselt werden. Das kann ein Kampf gegen die Ängste sein. Gegen etwas, dass diese Wunde von Außen berührt. Es kann ein Kampf gegen jemanden sein, der in diese Wunde reindrückt. Oder der Kampf ist ein Kampf gegen sich selbst.
Flight Modus:
Der flight Modus heißt so viel wie aus der Gefahrenzone flüchten. Umgemünzt auf heute: wenn eine für dich potenzielle Gefahr sichtbar wird, wie beispielsweise eine Nachricht, die dich schockiert, vielleicht Gefühle auslöst, die unangenehm sind, oder die weh tun etc., ist in der flight-Mode-Variante eine Möglichkeit folgende: Die Gefühle zu verdrängen, sich zu betäuben oder abzulenken, also wegzurennen. Was passiert dabei? Du läufst davor davon und vergräbst diese Gefühle und vertagst sie in die Zukunft. Das ist okay. Wenn es das ist, was gerade notwendig für dich ist. Wenn es beispielsweise sehr starke Angstgefühle sind, hilft das im ersten Moment, dass überhaupt auszuhalten und nicht daran zu zerbrechen. Das ist auch wieder ein Schutzmechanismus, um dich selbst zu schützen.
Freeze Modus
Dieser Modus ist die dritte Variante in dem Notfallprogramm, der Modus des Erstarrens oder des Einfrierens. Das Gefühl zu haben, sich von beispielsweise einer Angst überkommen zu fühlen. Dich vereinnahmen zu lassen und dich tiefer in die Gefühle ziehen zu lassen und der Abwärtsspirale zu folgen. Das Gefühl, oder den Zustand von Handlungsunfähigkeit in dir zu haben. Ein Gefühl von eingefroren sein, also freeze, was dich innerlich erstarren lässt. Es gibt kein Vor und kein Zurück.
Wenn du in eine der Modi verfällst, oder dich gerade darin befindest, besteht die Möglichkeit, dass du dich von dir selbst entfernst und reagierst nur noch auf das, was um dich herum passiert und bist eher weniger in der Lage darauf zu agieren und bewusst zu handeln.
Wenn die Emotion aber so groß ist, dass das hilft, es erst mal setzen zu lassen, dann ist das okay. Wenn du etwas Zeit brauchst, bis sich die ersten Wogen etwas gelegt haben, nehme sie dir unbedingt. Dann kannst du den Raum dafür öffnen und zulassen, was da gerade gefühlt werden möchte. Die aktuelle Situation wahrzunehmen und anzunehmen.
Allein die Mechanismen zu verstehen, kann dabei helfen, Klarheit und Verständnis für dich selbst zu finden.
Danach ist es dann ganz wichtig, dort wieder rauszukommen und das erlebte zu bearbeiten, oder zu transformieren, sodass es dich in der Zukunft nicht mehr belastet oder tiefer in dich hineingräbt.
Neben diesem Notfall- oder Überlebensschutzprogramm, gibt es noch andere Möglichkeiten, bewusstere Möglichkeiten, mit den intensiven Gefühlen umzugehen.
Wie kannst du also mit Ängsten und Sorgen umgehen? Bewusst umgehen, außerhalb des fight, flight or freeze mode?
Das erfährst du in diesem Text